Zuagroast by Martina Parker

Zuagroast by Martina Parker

Autor:Martina Parker
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: GMEINER
veröffentlicht: 2021-06-11T00:00:00+00:00


Als Eva durch den Wald fuhr, wusste sie einen Augenblick nicht, ob sie auf der Hauptstraße links oder rechts abbiegen wollte. Links führte die Straße zu Finz, rechts zu Vera. Frauenfreundschaften, damit hatte Eva sich in der Vergangenheit immer schwergetan. In Eisenstadt hatte sie sich einmal einer sogenannten Freundin anvertraut mit dem Erfolg, dass das vertrauliche Privatgespräch über ihre Seelennöte im ganzen Bezirk die Runde gemacht hatte. Das hatte sie wirklich nicht gebraucht.

Andererseits war Vera ganz anders. Sie mochte es prinzipiell nicht, wenn getratscht wurde, war direkt, hinterfragte alles.

Eva hätte lieber mit Finz gesprochen, aber der war in der Firma von Kunden und Mitarbeitern umgeben, da wäre es unpassend, wenn sie mit ihrem Kummer hineinplatzen würde.

Eva bog rechts ab. Sie hatte Sankt Martin immer schon als besonders idyllisch empfunden. Die alte Volksschule mit dem Storchennest auf dem Dach, die burgenländischen Bauernhöfe mit den Blumenrabatten. Und auch die Bewohner wirkten wie aus der Tourismuswerbung. Ein alter Mann mit einer blauen Arbeitsschürze fuhr mit einem fast ebenso alten Fahrrad über die Hauptstraße. Auf der Straße spielten ein paar Kinder Tempelhupfen. Dass es so was noch gab.

Eva parkte vor Veras Zuhause. Das Haus war einer von vielen schmalen Streckhöfen, die fast Mauer an Mauer gebaut worden waren. Man ging durch ein großes Tor und kam durch die Einfahrt in einen kleinen Innenhof. Links war das eigentliche Wohnhaus mit Arkadengang, rechts die Mauer zum Nachbarn, vor einem waren die ehemaligen Wirtschaftsgebäude. Zwei, drei Milchkühe, eine Sau und ein paar Hühner hatte in der Generation der Urlioma jeder Hof. Und gleich dahinter verlief der Weg zum Garten.

»Bin im Garten«, stand auch auf dem kleinen Schild, das an der Klinke zur Eingangstür des Wohnhauses hing.

Eva ging nach hinten. Ein Schwalbenpärchen kreiste aufgeregt zwitschernd über ihrem Kopf. Eva nahm es gar nicht wahr. Sie war komplett aufgelöst losgefahren, aber jetzt fühlte sie sich, als würde sie neben sich stehen, fast schon betäubt. Ob das der Schock war?

Als sie in den Garten kam, sah sie Vera und Finz, die gerade dabei waren, ein Stück Land mit Spaten und Spitzhacke zu bearbeiten. Finz schwitzte. Er hatte die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt und trat mit dem derben Profil seiner knöchelhohen Boots heftig auf die Kante des Spatens, um ihn noch tiefer in den lehmigen Boden zu rammen. Vera drehte die ausgestochenen Rasensoden um und warf sie auf einen Haufen. Aus manchen wanden sich aufgeschreckte Regenwürmer, deren Leben plötzlich auf dem Kopf stand. Es roch angenehm nach feuchter Erde. »Ich dachte, man soll nicht umgraben«, sagte Eva.

»In diesem Fall schon. Wir machen das Fundament für das Hochbeet, du weißt schon, das, das wir am Sonntag gemeinsam mit dem Gartenklub bauen wollen«, erklärte Vera enthusiastisch. Sie rieb sich das Kreuz. »Ist was mit dir, du siehst so blass aus.«

»Ich wollte eigentlich mit dir reden, aber der Zeitpunkt ist wohl nicht so ideal.«

»Nein, der Zeitpunkt ist perfekt, ich wollt eh eine Pause machen. Mir bricht schon der Rücken ab. Sollen wir unter die Arkaden gehen?«

»Jaja, lass mich nur im Stich«, blödelte Finz, »ich mach inzwischen weiter, okay.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.